Aufgrund der wechselnden Bedingungen in der Steiermark besteht eine enge Verknüpfung der Themen Trockenheit, Starkniederschläge, Oberflächenabfluss, Überschwemmungen und Erosion. Aufgrund der Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte wird es daher als wichtig erachtet, auf das übergeordnete Thema Wassermanagement zu fokussieren.
Problemstellung Wassermanagement
Die im Obstbau verbreitete Spätfrostbekämpfung durch Frostberegnung ist klar durch die verfügbaren Wasserressourcen begrenzt. Für die betreffenden Regionen zeigte sich die Notwendigkeit das bestehende Wassermanagement weiterzuentwickeln und Wasserbereitstellung für Spätfrostbekämpfung gemeinsam mit Dürre zu betrachten. Es wurde dazu eine systematische Problemanalyse erstellt. Diese zeigt aufgrund der wechselnden Bedingungen in der Steiermark eine enge Verknüpfung mit den Themen Starkniederschläge, Oberflächenabfluss, Überschwemmungen und Erosion. Aufgrund der Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte wird es daher als wichtig erachtet, die Bearbeitung nicht auf Dürre, sondern vielmehr auf das übergeordnete Thema Wassermanagement zu fokussieren. Die mangelnde Wasserverfügbarkeit wurde insbesondere für den Obst- und Gemüsebau als Problem genannt, wobei für den Gemüsebau auch die Wasserqualität thematisiert wurde. Erosion muss für alle Kulturen, auch für Dauerkulturen, als wichtiges Zukunftsthema betrachtet werden (Abbildung 1).
Abbildung 1: Erosion in einer Weingartenjunganlage als Folge von Starkniederschlägen (Foto: S. Dreisiebner-Lanz/JR-LIFE)
Hinsichtlich Lösungsansätze sind – neben den bekannten und bereits in der Praxis umgesetzten technischen Maßnahmen – auch grundlegende Änderungen im Management und neue Produktionssysteme oder -ansätze zu berücksichtigen.
Lösungsansätze und Alternativen
Im Rahmen des Projektes „Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft“ wurde ein Mapping der Lösungsansätze erstellt und im Rahmen einer Steuerungsgruppe diskutiert und gewichtet (Abbildung 2). Für den Obstbau liegt ein klarer Schwerpunkt bei der Wasserbereitstellung und Bewässerungs-/Beregnungstechnik, da sowohl für die Spätfrostbekämpfung als auch für die Bewässerung eine entsprechende Wasserverfügbarkeit erforderlich ist. Für den Weinbau stehen im Zusammenhang mit Wassermanagement die Themen Erosion, Boden als Puffer und Wasserspeicher im Vordergrund. Ein gemeinsamer Schwerpunkt der Maßnahmen in Dauerkulturen liegt bei Begrünungsstrategien, Bodenanalytik und Humusaufbau, aber auch der landschaftlichen Strukturierung kommt eine wichtige Bedeutung zu. Alternative Produktionssysteme und -verfahren sind insbesondere für den Gemüsebau interessant.
Abbildung 2: Lösungsansätze Wassermanagement (Darstellung: JR-LIFE)
Eine Best Practice Analyse zum Themenbereich Wassermanagement zeigte erfolgsversprechende internationale Ansätze auf:
- Landschaftliche Strukturierungen wie Drainage, Hangkorrekturen oder Terrassierung sind ohnehin gängige Praxis bei der Neuanlage von Dauerkulturen. Bisher wurden diese vorwiegend unter dem Gesichtspunkt der Arbeitserleichterung (Entfernen von Querstrukturen, Auflösen von Kleinstrukturiertheit) umgesetzt. In Zukunft sollten andere Ansätze mit Ausrichtung auf Wasserretention, Erosionsschutz und Biodiversität stärkere Berücksichtigung finden.
- Damit zusammenhängend kann das Pflanzen von Einzelbäumen, Baumreihen, Hecken etc. als sinnvolle Maßnahme genannt werden, ohne das gleich gesamte Agroforstsysteme errichtet werden müssen.
- Alternative Produktionssysteme wie Agroforstsysteme und Permakultur sind jedenfalls interessante Ansatzpunkte mit zahlreichen Vorteilen und sollten eingehend hinsichtlich geeigneter Pflanzenarten, Anwendungsmöglichkeiten und Skalierbarkeit untersucht werden und damit eine fundierte Basis für die Implementierung gelegt werden. Dabei ist einerseits eine komplette Umsetzung, als auch das Umsetzen von Einzelkomponenten in Erwägung zu ziehen.
- Kulturmaßnahmen, welche den Wasserspeicher im Boden erhöhen und Wasserverluste reduzieren, sind insbesondere Humusaufbau, Verwendung von Pflanzenkohle und Bodenbedeckung. In Bezug auf die Pflanzenkohle sind die Kosten sowie die gesetzliche Lage zu beachten, welche je nach Einsatzzweck (Düngemittel/Futtermittel) und Produktionsweise (Ausnahme per Erlass für biologisch wirtschaftenden Betriebe unter gewissen Bedingungen) unterschiedlich ist1,2.
Die genannten ergänzenden oder alternativen Methoden adressieren die Problemfelder Dürre, Hitze und Extremwetterereignisse, werden jedoch in keiner Sparte verbreitet eingesetzt. Es fehlen fundierte wissenschaftliche und praktische Grundlagen, um den tatsächlichen Nutzen, aber auch den Mehraufwand und die Nachteile einzuschätzen. Das Thema alternative Produktionsmethoden und Produktionssysteme wird daher im Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft Steiermark vorrangig bearbeitet. Es geht darum, diese Ansätze grundsätzlich sowie hinsichtlich der Skalierung auf eine professionelle Ebene zu überprüfen und Hemmnisse für die Umsetzung in der Praxis zu identifizieren und abzubauen – dabei ist nicht ausschließlich die technische Machbarkeit zu nennen. Auch andere Faktoren wie fehlendes Wissen und Skepsis gegenüber alternativen Produktionsverfahren spielen eine Rolle.
1 BMNT (2017): BIOKOHLE – ANWENDUNG IN DER LAND- UND FORSTWIRTSCHAFT. FACHBEIRAT FÜR BODENFRUCHTBARKEIT UND BODENSCHUTZ IM BMNT. https://www.oeaw.ac.at/fileadmin/kommissionen/kioes/pdf/Publications/Biokohle_2017_final.pdf
2 BMASGK (2018): Runderlass Geschäftszahl: BMASGK-75340/0014-IX/B/13/2018; https://www.verbrauchergesundheit.gv.at/lebensmittel/rechtsvorschriften/oesterreich/P11_BMASGK-75340-0014-IX-B-13-2018_Pflanzenkohle.pdf?6ol4p6