Strategieentwicklung
Zur Entwicklung einer Gesamtstrategie wurde ein Zielsystem erstellt, das mehrere hierarchische Zielebenen umfasst und der Operationalisierung der übergeordneten Ziele und der Zuordnung der entsprechenden Maßnahmen dient. Darin eingebunden waren die zuständigen Abteilungen des Landes Steiermark (Abteilung 10 Land- und Forstwirtschaft, Abteilung 14 Wasserwirtschaft, Ressourcen und Nachhaltigkeit, Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung) sowie die eingerichtete Steuerungsgruppe zum Masterplan. Darüber hinaus wurde eine gemeinsame Gewichtung der operativen Ziele aus unterschiedlichen Gesichtspunkten vorgenommen. Die Mission sowie die Ebene der spezifischen Ziele sind in Abbildung 1 dargestellt. Die wirtschaftliche Nachhaltigkeit wurde als Querschnittsziel definiert, welches damit auf alle spezifischen und operativen Ziele einwirkt bzw. diesen übergeordnet ist.
Abbildung 1: Auszug aus dem Zielsystem Masterplan Klimarisiko Landwirtschaft mit Nennung von Mission, Querschnittsziel und den fünf spezifischen Zielen.
In weiterer Folge wurden für die spezifischen Ziele Maßnahmen für die unterschiedlichen Sparten, vorhandenes Wissen, bestehende Projekte, Angebote, Dienstleistungen und offene Fragen identifiziert. Daraus können Verantwortlichkeiten und notwendige Tätigkeiten der unterschiedlichen Akteursgruppen abgeleitet werden. Folgende Akteursgruppen werden im Zielsystem berücksichtigt:
- Verwaltung und Interessensvertretung / Unterstützende Infrastruktur
- Landwirtschaftliche Betriebe der Sparten Obst/Wein/Gemüse
- Ausbildung / Beratung
- Unternehmen
- Wissenschaft und Forschung
Vernetzung und Koordination
In regelmäßigen Steuerungsgruppentreffen findet der überinstitutionelle Austausch und die Koordination in diesem Themenbereich statt. Dies dient der Abstimmung der unterschiedlichen Aktivitäten, dem Identifizieren von Synergiemöglichkeiten und Festlegung der weiteren Vorgehensweise. Diese enge Form der Abstimmung zwischen Interessenvertretungen, Verwaltung, Politik und Wissenschaft/Forschung in diesem Bereich ist ein Novum und hat sich als effektiv und zielführend erwiesen.
Kommunikation, Vernetzung und Austausch der Forschungseinrichtungen auch über die Steiermark hinaus ist eine weitere wichtige Voraussetzung für eine zielgerichtete Bearbeitung der relevanten Forschungsfragen. Im Rahmen einer EIP-AGRI Focus Gruppe erfolgte ein internationaler Austausch auf EU-Ebene, um auch von anderen Regionen zu lernen. In den ersten beiden Projektjahren wurden in Summe rund 60 ausführliche Abstimmungsgespräche geführt.
Prognoseverbesserung
Als wesentliche unterstützende Maßnahme zur Bekämpfung von Spätfrostereignissen hat sich die Verbesserung der regionalen Spätfrostprognosen gezeigt. Für die landwirtschaftlichen Betriebe sind hinsichtlich Spätfrost-Risikomanagement zwei Ebenen zu berücksichtigen, die es parallel weiterzuentwickeln gilt: die überbetriebliche bzw. regionale und die betriebliche Ebene. Ein wichtiger Punkt in der Prognose ist die Unterscheidung von Strahlungs- und Strömungsfrost, da sich die beiden Wetterlagen hinsichtlich Gefährdung von Lagen und passenden Abwehrmaßnahmen wesentlich unterscheiden. Für die überbetriebliche Fragestellung der Verbesserung der Spätfrostprognose ist ein koordiniertes Vorgehen entscheidend. Diese Thematik wird aktuell durch die Fachabteilung Katastrophenschutz und Landesverteidigung, ZAMG, Wegener Center und JOANNEUM RESEARCH gemeinsam bearbeitet.
Wissenstransfer zu Praxis und Beratung
Um nach den prägenden Spätfrostereignissen 2016 und 2017 rasch die bestehende Wissensbasis bezüglich Spätfrost aufzuarbeiten und landwirtschaftlichen Betrieben eine Unterstützung zu bieten, wurde im Jahr 2018 eine Tagung zum aktuellen Wissensstand der Spätfrostbekämpfung organisiert. Durch die Projekthomepage ist sichergestellt, dass allen interessierten Betrieben die vorhandenen und erarbeiteten Informationen von allen beteiligten Institutionen zur Verfügung stehen. Zudem wurden Disseminationsaktivtäten in Form durch Publikationen in Fachzeitschriften und durch Fachvorträge gesetzt.
Analysen, Forschungsprojekte und Versuche
Insbesondere für die Thematik Spätfrost wurden einige spezifische technische Problemstellungen erkannt: es waren wenig Erfahrungen und kaum bewährte Lösungsansätze hinsichtlich Abwehrmaßnahmen vorhanden und durch die Topographie in der Steiermark entstehen besondere Voraussetzungen, die sich unter anderem auch auf die Prognosegenauigkeit auswirken. Um die technologische Weiterentwicklung unterschiedlicher Spätfrostabwehrmaßnahmen und Managementmaßnahmen voranzutreiben, wurden von verschiedenen Institutionen und Unternehmen Praxistests und Feldversuche für die spezifischen steirischen Bedingungen (Topographie, Sortenspektrum) durchgeführt, aus denen praxisrelevante Ergebnisse und Empfehlungen entstanden. Einige der Ansätze erfordern weitere Untersuchungen oder eine technologische Weiterentwicklung, andere haben bereits Praxisreife erreicht. Details zu den Ergebnissen finden Sie unter dem Punkt „Spätfrost“.
Risikomodellierung
Um langfristige Planungsgrundlagen für Betriebe und Politik bereitzustellen, werden von JOANNEUM RESEARCH verschiedene Modellierungsansätze in unterschiedlichen Bereichen verfolgt. Ein Beispiel ist die Modellierung des Spätfrostrisikos, welche Grundlagen für die mittel- und langfristige Planung der landwirtschaftlichen Betriebe liefern kann. Die Analyse des Spätfrostrisikos wurde in einem ersten Ansatz anhand eines Frostriskoindexes mit anschließender räumlicher Interpolation auf eine parzellenscharfe Auflösung durchgeführt. Abbildung 2 zeigt die Ergebnisse der Modellierung exemplarisch für das Raabtal. Mithilfe dieser Daten können Lageneignungen besser bestimmt werden und eine darauf abgestimmte Sortenwahl getroffen werden.
Abbildung 2: Räumliche Darstellung des Frostrisikoindex im Raabtal. Rot = geringes Frostrisiko. Blau = hohes Frostrisiko (Abbildung: JR-LIFE)
Laufende Identifikation und Schließen von Forschungslücken
In der bisherigen Projektlaufzeit wurden zahlreiche Projekte unterstützt und Einreichungen vorbereitet und durchgeführt. Ein Beispiel dafür ist das österreichweite EIP-AGRI-Projekt „FrostStrat“, welches mit Januar 2020 gestartet hat. Weitere Einreichungen mit unterschiedlichen Zielrichtungen (Spätfrostrisiko, Trockenheit, Extremwetterereignisse, Pflanzengesundheit) wurden bereits vorgenommen, laufen gerade oder sind in der Planung.